5. Juli 2010

OP DER RULL (11): WO IST MOTSI MABUSE?

Schrecklich! In wenigen Tagen wird die WM vorbei sein. Bange Fragen: Wird das Leben nach dem Finale jemals wieder einen Sinn haben? Werden wir im Alltag einen finden? Und wenn ja, welchen? Zumal wir dann, nach dem kommenden 11. Juli, nicht nur ohne Kathrin Müller-Hohenstein und ohne Oliver Kahn auskommen und weitermachen müssen, sondern auch ohne Jo-Ann Strauss. Und – was am allerschwersten zu ertragen sein wird – ohne Motsi Mabuse.
Motsi, wo bist du? An den ersten Tagen der WM, irgendwann vor langer Zeit im vergangenen Juni, durften wir dich als Mitglied des ARD-Teams in Südafrika kennen lernen (oder war’s beim ZDF? Alles schon so lange her …), deinen fachlich völlig unbeleckten Kommentaren über die ach so verschiedenen Mannschaften und ihre Spieler lauschen, deine teils kuriosen, teils abstrusen Vergleiche über Trikots und Landesfarben goutieren und … Aber plötzlich: Keine Motsi mehr da, weder vor der Kamera noch auf dem Bildschirm! Wie von den Vuvuzelas vom Erdboden weggetrötet kamst du uns vor, spurlos verschwunden, du und auch deine süßen deutschen Sätze mit dem kecken südafrikanischen Akzent. Sätze, die uns verblüfften, erstaunten, manchmal fast in Trance versetzten, weil sie so herrlich anzuhören, aber keinen Deut zu verstehen waren.
Genau das, Motsi, war das Herrliche an dir und deinen Einwürfen: Du hattest (hast) von Fußball keine Ahnung, aber zu allem rund um die WM eine Meinung. Aber dann, wie gesagt: alle Bildschirme motsilos, keine Motsi mehr weit und breit. Und, noch schlimmer: kein einziges, nicht das leiseste Wort der Erklärung.
Dabei hätten wir dich noch so viel zu fragen, Motsi. Wo du deinen Nachnamen her hast, zum Beispiel? Mabuse! Klingt nicht gerade nach Afrikaans. Weißt du eigentlich, dass man hierzulande, also hier in einem der winzigsten Staaten Europas, mit diesem Familiennamen alles andere als Südafrika, Fußball oder gar eine Fußballweltmeisterschaft verbindet? Sondern eher einen gewissen Doktor gleichen Namens, den Schriftsteller, der diese Figur erfand, den Regisseur, der dessen Geschichte verfilmte. Aber Norbert Jacques und Fritz Lang – diese Namen besagen dir, Motsi Mabuse, vermutlich rein und glatt gar nichts, nicht wahr? Natürlich … Obwohl … Nun, dein Deutsch ist zwar nicht immer ganz fehlerfrei (gewesen), aber um einen nicht allzu dicken Roman zumindest anzulesen, dafür sollte es doch reichen, oder?
Soll ich dir den „Dr. Mabuse“ dann mal runterschicken? Nach Johannesburg, Kapstadt, Port Elizabeth? Oder wo bist du zuhause?
Bitte, Motsi, melde dich! Und nicht erst nach dem Ende der WM, wenn längst wieder … Stop! Halt! Was entdecke ich denn da! Im Internet, beim Googeln. Motsi Mabuse ist in Wirklichkeit eine berühmte Tänzerin und lebt irgendwo im Ruhrgebiet, ist mit irgend so einem Schönling, von Beruf ebenfalls Tänzer, verheiratet und hat sich so gefreut, als die ARD-Anfrage kam, weil sie auf diese Weise endlich ihre Familie und Freunde in Südafrika wiedersehen konnte.
Ach, Motsi, pack doch ein! Weltmeister werdet ihr jedenfalls nicht.
© Georges Hausemer

© Georges Hausemer