18. Dezember 2009

P. O. BOX (5)

Esch-au-Lac. Mit der guten alten Post werden ja kaum noch Feiertags- oder Neujahrbotschaften verschickt. Stattdessen kommen die Grußadressen in letzter Sekunde elektronisch, per Mail. In allerletzter Sekunde kann man sie entweder erwidern oder per simplem Mausklick ruckzuck in den Papierkorb schmeißen.
Heute Morgen allerdings erfuhr ich, wie trotz allen Fortschritts immer noch Neuigkeiten zirkulieren: von Mund zu Ohr, als hundsgewöhnlicher Tratsch und Klatsch. Schon in aller Frühe, es war noch stockdunkel draußen, saß ich in meiner Lieblingskneipe und wärmte mir die klammen Finger an einer heißen Kaffeetasse. Auch der Nebentisch war besetzt. Mit ..., wenn man so will, Kollegen, doch mir war nicht danach, mich an ihrem Gespräch zu beteiligen. Lieber hörte ich ihnen, während ich fahrig ein paar Tageszeitungen durchblätterte, dabei zu, wie sie sich gegenseitig ihr Leid klagten. Es ging, kurz gesagt, um Geld. Um Geld, das ihnen widerrechtlich vorenthalten wurde, um Geld, das jemand unterschlagen oder illegalerweise eingestrichen hatte. Um böses Geld also, das böse Gedanken weckt und womöglich böse Taten folgen lässt.
Bevor ich meine Tasse leerte und mich auf den Heimweg machte, sagte ich einen einzigen Satz. „Freunde“, sagte ich, „darüber müssen wir einmal in aller Ruhe miteinander reden.“ Wenn das keine hübsche Pointe zum Jahresende war! Unsere Anwälte sollten jedenfalls schon mal fleißig ihre Bleistifte spitzen.

© Georges Hausemer 18.12.2009

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