26. Oktober 2012

OP DER RULL (19): VON HERZEN FROH

Das Schwein ist – seit einigen Tagen schon – zurück aus Frankfurt, wie immer ernüchtert, geradezu erschlagen von all dem Trubel dort (und obwohl es in den schwül-stickigen Hallen mehrmals den Weg seines Lieblingskolumnisten Harald Martenstein kreuzte – zu ihm später ein bisschen mehr). Wer will nach all diesen Eindrücken noch jemals ein Buch in die Hand nehmen? Und obendrein der Stall, den sie den Ausstellern aus Mister Chigüires Wahlheimat hingeklotzt hatten! Und das Wach- und Betreuungspersonal erst! Da kam so schnell keine Lektürestimmung auf. Das sollte es vermutlich auch gar nicht. Hauptsache, die staatlich Bediensteten konnten sich in den Vordergrund schieben, die Ministerin, so lange bzw. kurz sie da war, angrinsen und mit dem Gefühl nach Hause fahren, ihren alljährlichen Beitrag zur heimatlichen Buchpolitik geleistet zu haben.
Längst hängt es dem Capybara zum kurzen, massigen, grob gestachelten Hals raus: keine Buchpolitik in Sicht, nicht an Sauer und Mosel, und an Amazonas und Orinoco schon gar nicht. Aber wurde nicht neulich irgendwo in Afrika (war’s Kenia oder so?) eine neue Affenart entdeckt? Also! Nun stellen wir uns doch mal kurz vor, wie das wäre, wenn demnächst ab Findel nicht nur Direktflüge nach Istanbul und Barcelona geschickt würden. Sondern auch nach ... (den Satz bitte selber vervollständigen).
Nur gut, dass kaum jemand dies lesen wird. Und wenn doch, dass es gleich darauf schon wieder vergessen sein wird. Auch deshalb bin ich, um mit Martenstein zu sprechen, „von Herzen froh, dass fast alles, was man so schreibt, folgenlos bleibt“. 


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