Gerne hätte Capybara, trotz der Schaurigkeit dieser Geschichte und obwohl sich die Sonne bereits hinter dem imposanten Hochgebirge verabschiedet hatte, kurz eine Vorderpfote in das schummrige Nass gestreckt und sich ein wenig die Schnauze erfrischt, doch die Zeit drängte. Es ging auf halb acht zu, die Mägen knurrten, bald würde, eintausendfünfhundert Kilometer entfernt, das Spiel angepfiffen werden. Welches Spiel?, mag mancher fragen. Und von welchem Mysterium geht hier eigentlich so großspurig die Rede? Und was bedeutet Vinuesa?
Na gut, wir sind erneut bei Capybaras altbekannter Schwäche für den Fußball gelandet. Bei Jeunesse E., seinem Lieblingsverein, der neulich unerwarteter-, ja tatsächlich wundersamerweise den großen, nicht für möglich gehaltenen Coup gelandet und sich die diesjährige Meisterkrone aufgesetzt hat. Ausgerechnet an dem Tag musste Capybara, der stachelige Fan, sich in dem nordspanischen Gebirgskaff besagten Namens herumtreiben, in die wässrigen Abgründe der Schwarzen Lagune starren und sich von Horrorstorys die Sinne verwirren lassen, statt sich daheim auf den billigen Stehplätzen die Beine in den Bauch zu zittern.
Zum Glück war die Posada La Casona, in der das treulose Wasserschwein vorübergehend Quartier bezogen hatte, technisch auf dem allerneuesten Stand. Es gab Laptop und WLAN, Gratisverbindung und Maus, so dass der kurzzeitig exilierte Anhänger bereits Sekunden nach dem Schlusspfiff den definitiven Endstand vor sich hatte. Um die Unterlegenen, vor allem die aus dem Nachbarstädtchen D., nicht unnötig weiter zu quälen, muss das Resultat an dieser Stelle kein weiteres Mal in vollem Wortlaut dargelegt werden.
Zum Schluss und ausnahmsweise noch dieser Aufruf in eigener Sache: Wer kennt jemanden, der in der nächsten Saison mit Sicherheit ein bis zwei Tore pro Spiel schießt? Und das nächste Mal: Wieso der weibliche Orgasmus in Spanien auch noch „la corrida“ genannt wird. Oder: Was eine Autobiografie von einer Autopornografie unterscheidet.
Übrigens: Sex und Erotik kommen in der CG leider immer noch zu kurz (behauptet zumindest Geronimo, ihr treuester Leser, auch wenn er das öffentlich niemals zugeben würde).
© Georges Hausemer
© Georges Hausemer