Esch-au-Lac. Dieser Tage erschien plötzlich das Buch „Clarissas Krambude“. Zum Glück trägt es ebenfalls einen Untertitel. Der verrät, dass darin Autoren von ihren Pseudonymen erzählen. Dass dieses Erzählen Klarheit schafft, ist indes nicht immer gewährleistet. Zumindest nicht im Fall eines angeblich luxemburgischen Philosophen namens Jean-Pierre Arend, der angeblich Strukturalist war und angeblich in den 1960er Jahren verstarb. Zudem wird der Mann als „wirklich ein Opfer des ignoranten Literaturbetriebs“ dargestellt, dessen Werk verramscht wurde, noch bevor die erste, einzige und obendrein hymnische Rezension dazu in der FAZ erschien. Ein Klick bei amazon ergibt, dass von einem Autor namens Jean-Pierre Arend tatsächlich (oder nur fiktiv?) zwei Bücher existieren, eines sogar mit Cover, das andere mit unbekanntem Einband. Ihre ziemlich rätselhaften Titel: „Die Geschichte der Erkenntnis“ und „Die Determination der gleichzeitig gleichzahlig seienden und werdenden Sachverhalte des Alls“. Beide Werke sollen 1948 erschienen, aber derzeit leider nicht mehr lieferbar sein. Und was hat ein gewisser Manfred Esser mit dieser mysteriösen Geschichte zu tun? Manfred Esser (1938-1995) bezichtigt sich in „Clarissas Krambude“, unter dem Aliasnamen Jean-Pierre Arend veröffentlicht zu haben und gleichzeitig der erstgeborene Sohn einer Anna Arend geborene Esser zu sein. Ferner behauptet Esser/Arend, unter dem Pseudonym Mac van Geldern einen pornographischen Roman mit dem Titel „Rotschwanz“ publiziert zu haben, von dem in der einschlägigen Literatur allerdings keinerlei Spuren ausfindig zu machen sind. Und was bedeutet der Hinweis „Am 19. Juno 1996 Luxemburg, 16 rue du Laboratoire“, der im Nachwort eines der Arend-Bücher zu finden sein soll und zu dem Manfred Esser – oder Arend selbst, vielleicht sogar van Geldern? – überdies anmerkt: „Die Jahreszahl ist natürlich ein Anagramm auf 69. Über die Bedeutung der 69 in der Sexualfantasie der Surrealisten (und deren Umkehrung in der 96) will ich nicht spekulieren“? Hat hier mal wieder Tania Naskandy ihre schmutzigen Finger im Spiel? Deren Doppelgängerin Danny Satan Kai? Oder Luc Sophie Spada? Unsere Literaturministerin höchstpersönlich, eine(r) ihrer Mitarbeiter(innen)?
CNL, bitte übernehmen Sie!
© Georges Hausemer