31. Dezember 2011

P. O. BOX (13): WER WAR JEAN-PIERRE AREND? WER IST DANNY SATAN KAI?

Esch-au-Lac. Dieser Tage erschien plötzlich das Buch „Clarissas Krambude“. Zum Glück trägt es ebenfalls einen Untertitel. Der verrät, dass darin Autoren von ihren Pseudonymen erzählen. Dass dieses Erzählen Klarheit schafft, ist indes nicht immer gewährleistet. Zumindest nicht im Fall eines angeblich luxemburgischen Philosophen namens Jean-Pierre Arend, der angeblich Strukturalist war und angeblich in den 1960er Jahren verstarb. Zudem wird der Mann als „wirklich ein Opfer des ignoranten Literaturbetriebs“ dargestellt, dessen Werk verramscht wurde, noch bevor die erste, einzige und obendrein hymnische Rezension dazu in der FAZ erschien. Ein Klick bei amazon ergibt, dass von einem Autor namens Jean-Pierre Arend tatsächlich (oder nur fiktiv?) zwei Bücher existieren, eines sogar mit Cover, das andere mit unbekanntem Einband. Ihre ziemlich rätselhaften Titel: „Die Geschichte der Erkenntnis“ und „Die Determination der gleichzeitig gleichzahlig seienden und werdenden Sachverhalte des Alls“. Beide Werke sollen 1948 erschienen, aber derzeit leider nicht mehr lieferbar sein. Und was hat ein gewisser Manfred Esser mit dieser mysteriösen Geschichte zu tun? Manfred Esser (1938-1995) bezichtigt sich in „Clarissas Krambude“, unter dem Aliasnamen Jean-Pierre Arend veröffentlicht zu haben und gleichzeitig der erstgeborene Sohn einer Anna Arend geborene Esser zu sein. Ferner behauptet Esser/Arend, unter dem Pseudonym Mac van Geldern einen pornographischen Roman mit dem Titel „Rotschwanz“ publiziert zu haben, von dem in der einschlägigen Literatur allerdings keinerlei Spuren ausfindig zu machen sind. Und was bedeutet der Hinweis „Am 19. Juno 1996 Luxemburg, 16 rue du Laboratoire“, der im Nachwort eines der Arend-Bücher zu finden sein soll und zu dem Manfred Esser – oder Arend selbst, vielleicht sogar van Geldern? – überdies anmerkt: „Die Jahreszahl ist natürlich ein Anagramm auf 69. Über die Bedeutung der 69 in der Sexualfantasie der Surrealisten (und deren Umkehrung in der 96) will ich nicht spekulieren“? Hat hier mal wieder Tania Naskandy ihre schmutzigen Finger im Spiel? Deren Doppelgängerin Danny Satan Kai? Oder Luc Sophie Spada? Unsere Literaturministerin höchstpersönlich, eine(r) ihrer Mitarbeiter(innen)? 
CNL, bitte übernehmen Sie!
© Georges Hausemer

5. Dezember 2011

P. O. BOX (12): DON CAO AUF CON DACA

Esch-au-Lac. Wir Wasserschweine ziehen der stundenlangen Grübelei bekanntlich eher das ausgiebige Faulenzen bei ausgeschalteter Hirntätigkeit vor. Doch heute wollen wir uns für einmal aufraffen, um einem Kollegen den Rücken zu stärken, der sich als regelmäßiger Kolumnist der „Capybara Gazette“ seine, nein, eben nicht seine Brötchen verdient, sondern sich seit Wochen, nein, was sagen wir, seit Monaten, wenn nicht seit Jahren unentgeltlich und unbezahlt die Fingerkuppen blutig tippt, ohne zu wissen, wozu das alles eigentlich gut sein soll. Da dieser Glossist gelegentlich auch Texte verfasst, die nicht auf ein Butterbrotpapier passen, ist unlängst ein Büchlein von ihm erschienen mit dem etwas seltsamen, aber nach Wasserschweinmeinung durchaus hübschen Titel „Con Dao“.
Hätte er das lieber mal gelassen! Also das mit dem exotischen, für weltmännische Wasserschweine, wie wir gern welche wären, gar nicht so haarsträubenden Titel, der in letzter Zeit Anlass zu manch heikler Verwirrung gegeben hat.
Da war zunächst einmal das im Süden des Ländchens erscheinende Konkurrenzblatt der CG – nennen wir es der Einfachheit halber einfach mal T. –, das besagte Sammlung mehr oder weniger fiktiver Geschichten mir nichts dir nichts in eine Hommage an einen hierzulande nicht ganz unbekannten Dirigenten, Musiker und Musikpädagogen verwandelte und diesen nicht mit uns persönlich bekannten Herrn obendrein mit einem spanischen Respektstitel ehrte. Nein, liebe Mitschweine, CON DAO heißt nicht DON CAO und hat mit dem wahren Träger dieses Nachnamens auch nicht die Bohne am Rüssel.
Zu dieser peinlichen Verwechslung gesellte sich kürzlich eine weitere heitere Variante besagten Buchtitels. Obwohl ..., allein von der Akustik der Wortneu- und -umbildung her kann von Heiterkeit eigentlich gar keine Rede sein. Diesmal ist es eine Zeitschrift aus ebenfalls dem Süden des Ländchens – nennen wir sie der Einfachheit halber einfach mal G. –, die CON DAO kurzerhand in CON DACA umgetauft hat. Hören Sie die klangliche Verwandtschaft? Wenn nicht, ist’s auch egal. Dann ziehen wir Wasserschweine uns eben wieder in unseren Suhlpfuhl zurück, strecken die Nase in den Wind und lauern darauf, dass endlich wieder ein Sonnenstrahl unseren Alltag erhellt. Zumindest kann jetzt niemand mehr behaupten, wir hätten nicht wenigstens versucht, unserem verehrten Kollegen in einer schwierigen Phase seines Schreiberlingdaseins zu Hilfe zu eilen. Auch wenn’s am Ende nix geholfen hat, gar nix, nada de nada, niente di niente. Krawutschu? (Letzteres, bitte merken Sie sich das, ist ein Wort aus der nach wie vor viel zu wenig bekannten Sprache der Wasserschweine, die gleichzeitig so wenig verbreitet ist, dass sie nicht einmal einen richtigen Namen hat. Vorschläge werden jederzeit angenommen, am liebsten in Begleitung von Delikatessen aus dem Fischrayon ...)
 © Georges Hausemer