Manche behaupten, Wasserschweine hielten, weil sie sind, was sie sind, nichts von Begriffen wie Gefühl, Geist, Wille, Bewusstsein. Aber das stimmt nicht. Richtig ist vielmehr, dass nicht das Tier, sondern der Mensch ein Irrläufer der Evolution ist, ein zugleich intelligenter Störfaktor und saudummer Zerstörer, dessen Eitelkeit es ihm unmöglich macht, eine Außenperspektive zu sich selbst einzunehmen. Dazu im Vergleich der Molch, der – bei Hebel ist’s – unten im Brunnen hockt. Klagt er, beschwert er sich, verspürt er Langeweile in seinem feuchten Element, obwohl er noch nie etwas von den Demonstrationen in Tunis, Kairo und Algier sowie von der überstürzten Flucht des Königs von Tunesien gehört oder gelesen hat, von Steinigungen in Teheran, Attentaten in Texas? Nun gut, auch Wasserschweine können, sofern sie nicht die allertollsten Körperakrobaten sind, nicht in den Brunnen hinabsteigen und den Molch um seine Meinung fragen, er würde eh nicht antworten, denn auch er hat seinen Stolz.
Wie die Meere. Auch sie müssen niemandem etwas beweisen. In ihnen finden die Sehnsucht und die Verlorenheit zusammen, das Verstreute, das Nichts und die absolute Leere. Die Stimmen der Meere sind Seufzer der Zeit. Die Bewegungen ihrer Wellen, ihrer Haut, ihrer Gedärme perfekte Augenblicke. Capybara dankt dafür, sie erleben zu dürfen. Amen.
© Georges Hausemer
© Georges Hausemer