Man glaubt gar nicht, wie oft einfache Lohnschreiber davon träumen, als Flugpionier auf einer Lichtung am Rand des Dorfes eines bislang unentdeckten Urwaldstammes zu landen. Und wie sehr sie darauf hoffen, nicht nur dem Stammesältesten, sondern auch seinen hübschesten Töchtern vorgestellt zu werden.
*****
Tsé Katchour! Nein, so heißt nicht der Dschungelgreis und mehrfache Töchtervater, dem Hugo Ch. auf einem seiner Erkundungsflüge begegnete. Tsé Katchour lautet das Pseudonym eines luxemburgischen Diplomaten, der in seiner anscheinend recht großzügig bemessenen Freizeit nicht nur musiziert, sondern auch Erzählungen, Romane, Gedichte und Theaterstücke verfasst. Seine in den Jahren 2009 und 2010 veröffentlichten Werke tragen so besinnliche Titel wie „Staat Sex Amen“, „Europorno“ und „Der Patentonkel im Saufzug“. Auf den Geschmack gekommen? Nun, leider muss interessierten Lesern gebeichtet werden, dass alle diese sicherlich reizvollen Publikationen weder im normalen Buchhandel noch über eines der einschlägigen Online-Versandhäuser erhältlich sind. Nur dies noch: Mit Hilfe der richtigen Suchmaschinen lässt sich das Pseudonym, angeblich eine Anspielung auf ein gewisses Faible für Asiatika des Autors und seine einst aus Russland immigrierte Verwandtschaft mütterlicherseits, relativ problemlos entziffern. Verborgener ist da schon die hiermit nicht länger unter Verschluss gehaltene Information, dass besagter Politologe und Hugo el periodista in früher Jugend dasselbe Dorf bewohnten und jahrelang, wie man hierzulande in etwa sagt, gemeinsam zur Schule kutschiert wurden. Kak sdelat, towarischtsch?
*****
Es ist ebenfalls schon Jahre her. Der Poet aus M. war zu einer Lesung im Wasserwerk von D. eingeladen. Schön und gut. Oder im Nachhinein eher: kein Wein und große Kacke. Zwar hatte ein bisschen Publikum herbeibemüht, und weil es draußen wie drinnen so arschkalt war und alle ihren dicken Mantel anbehielten, sahen die Zuschauerreihen doppelt so gut gefüllt aus, wie sie es tatsächlich waren. Mit der üblichen halben Stunde Verspätung ging’s los. Und mit einem Fauxpas der schlimmsten Sorte. Als nämlich die vom Veranstalter gebuchte Präsentierdame den Gast aus dem fernen M. vorstellen sollte, entfiel ihr bei ihrer pompösen Einleitung mit einem krachenden Wrrrummms dessen Name. Äh, öh, eeh, hhmm ... also ... hier bei uns ... im CO2 ... äh ... H2O ... Herr Ch., sorry, Herr Tsé oder ... mmmhh ... Zeh ... mh ... aus ... äh ... äh ... heute mit seinem neuesten Werk zu dieser ... mmhh ... Vorlesung ... was uns natürlich sehr freut! Den Schreiberling weniger. Man sollte gar nicht meinen, wie viel diese Kerle schlucken können in so einem Pötenläbbe.