Zur Ruhe gekommen, aber nur kurz, bloß vorübergehend sozusagen. Und auch nicht vollständig, da der Lärmpegel rundum sich alles andere als gesenkt hat, in letzter Zeit. Ganz und gar im Gegenteil. Es wird gehämmert und gebohrt, geschrien und gebrüllt, getrommelt und posaunt, dass die immerwährende Geräuschkulisse einem auch noch die letzten Lachfältchen aus dem Gesicht bügelt. Von den unschönen Riesenfalten, die so ein Capybara-Fell kurz vor Beginn des Winterschlafs wirft, ganz zu schweigen. Kein überwältigender Anblick, fürwahr. Höchste Zeit, sich mal wieder etwas Vernünftiges auf die Rippen zu futtern.
Dennoch. Seit Tagen hockt das Wasserschwein, mittlerweile nicht nur an den Schläfen völlig ergraut, sondern auch alles andere als herbstlich depressiv und noch gar nicht wintermüde, auf seinem Feigenbaum und wirft mit überreifen, schon etwas muffig riechenden Früchten um sich. Rücksicht kann bei solch munteren Aktionen natürlich nicht genommen werden. Demnach darf es nicht verwundern, wenn versehentlich einmal der oder die Falsche getroffen wird, Kollateralschaden, oder wie nennt man das?
Ach ja, „Fräuleinwunder“ – noch so ein Begriff, der jüngst auch hierzulande Einzug hielt, ohne jemals laut oder auch nur leise hörbar ausgesprochen worden zu sein. Hierzulande, inoffiziell auch Europas einzige offizielle Bananenrepublik genannt. Oder meinetwegen Brachland, wenn Sie, verehrter CG-Leser, so wollen. Intellektuelle Einöde, geistig verbrannte Erde, Bauernschlauland, Neidrepublik, Nepotistan, Konfusistan, seit Jahrzehnten auf den Erlöser, die Erlöserin wartend, die nun endlich eingeschwebt ist, von hochherrschaftlicher Wolke sich herab bemühend, mutig zwar, aber vor allem übermütig, vermutlich ignorierend, wie brutal am Ende des Höhenflugs die Landung sein wird, ein extrem schmerzhafter Aufprall mit als Folge mehr als nur zersplitterten Brillengläsern und heftigem Nasenbluten. Also aufgepasst, Fräulein, Sie werden sich noch wundern.
Aber was für böse Worte erzählt man sich in letzter Zeit über den weichstacheligen Vierbeiner! Jetzt haben sie dem Viech doch tatsächlich die halbe Lunge raus operiert, und trotzdem ist es ständig in der halben Welt unterwegs. Hätten sie ihm die Lunge allerdings vollständig entfernt, dann könnte es in aller Ruhe die ganze Welt bereisen und endlich glücklich und zufrieden sein. So Sachen halt.
Aber, Leute, mal ehrlich! Auch das Wasserschwein will nur seinen Spaß. So wie Umo, das seltsame Wesen, von dem Chiguire, der Venezolaner, kürzlich las und Capy, seinem Cousin, aufgeregt berichtete. (Capy klingt echt doof, aber innerhalb der Familie braucht man noch weniger Rücksicht zu nehmen, denkt sich der Südamerikaner wohl.) Umo: ein irgendwie lebendiges Ding? Ein Insekt? Ungeziefer? Bakterie, Laus oder Floh? Nun, auch Umo nimmt weder sich noch andere ernst, sondern das Leben auf dem heiteren Fuß, zumindest behauptet es das von sich selbst oder lässt seine Devise von jenen Stimmen verbreiten, die ihm bückligst ergeben sind, von seinen Sprachrohren, die man sich um Himmels willen niemals zu klein, zu fein oder gar ungefärbt und faltenfrei vorstellen sollte.
Wetten – und damit kommt wenigstens ein Hauch von Kohärenz in unsere Geschichte von heute, wetten wir also, dass das Fräulein am Ende bei Umo landen und kurz darauf Rotz und Blut heulen wird! Nur sage es, das Fräulein, dann nicht, niemand hätte es, selbiges Fräulein, nicht gewarnt. Dabei will Umo doch nur spielen, sich amüsieren, sich auf seine alten Tage noch dieses und jenes Späßchen gönnen. Wahre Begeisterung kommt nämlich nicht auf, wenn man immer nur dreieinhalbtausend Jahre alte Liebesgedichte zugenuschelt bekommt, und sei es in noch so beeindruckendem Altägyptisch. Gelegentlich sollte man sich auch mal eine köstlich duftende Feige im genau richtigen Reifezustand auf der Zunge zergehen lassen. Statt sich ständig mit Büchern aufm Kopf, im himmelblauen Streifenpyjama und dem dickfeisten Zeh voran durch morsches, faulig stinkendes Unterholz zu wühlen.
Na ja, Capybara und die Frauen: ein Kapitel für sich. Wahrscheinlich geht es am Ende wie immer nur um Sex. (Auch wenn, ehrlich gesagt, das Wörtchen „Sex“ hier nur steht, damit die ganze Welt vom luxemburgischen Fräuleinwunder erfährt, sobald mit irgendeiner Suchmaschine nach besagtem Threeletterdingsbums gefahndet wird.) Wie auch immer: Yvonne, Julia, Irina, Lisbeth, die Holiczek, Frau Breitling, die fette Blondine, die krasse Debütantin – das Schwein hat sie alle gehabt. Und sie ihn natürlich auch.
9. November 2010
Abonnieren
Posts (Atom)