Esch-am-See. Keine Frage! Für ein dickliches Nagetier
ohne akademische Würden, das am liebsten den ganzen Tag mit dem Allerwertesten
im Schlamm hockt und mit seinen schmalen Schweinsäuglein die Sonne anblinzelt,
hat unser Freund, das Wasserschwein, es schon ziemlich weit gebracht.
Neuerdings, und das seit nicht weniger als zwei Monaten, hat der struppige Kerl
sich nicht nur auf Platz 1 der nationalen Bestsellerliste – für die
Analphabeten, Abiturlosen und sonstigen Durchschnittsesser unter uns: das ist
die monatlich zusammengestellte Hitparade der Buchtitel, die sich in den
jeweils vergangenen vier Wochen hierzuländchen am besten verkauft haben (oder
am fleißigsten geklaut wurden) – breit gemacht, nein, noch neuerdingser, um
nicht zu sagen: am neuerdingsten hat der stachelige Geselle es sogar zu
universitären Ehren gebracht. Jedenfalls werden Herr Chigüire und sein Leib- und
Magenblatt, die hier vor Ihren Augen, liebe Leserin, ausgebreitete Capybara
Gazette, derzeit lang und breit in einer im Saarbrücker Universitätsverlag
veröffentlichten Aufsatzsammlung gewürdigt. ¡Enhorabuena, Señor! Aber
aufgepasst und nicht zu früh gefreut! Zwar glänzt der Verfasser besagten
Artikels mit etlichen exquisiten Ansichten und nicht weniger hochmögenden
Formulierungen, doch in einer Hinsicht irrt der kluge Schreiberling gewaltig.
Und zwar in jenem klitzekleinen und deshalb leider allzu leicht zu überlesenden
Absatz, in dem er Ihren, liebe Leserin, Nothelfer und Trostspender, der Ihnen,
liebe Leserin, so oft mit promptem Rat und allerzärtlichsten Streicheleinheiten
zur Seite springt, wann immer Sie, liebe Leserin, diese Dienste erwünschen, ...
also ..., wo war ich stehen geblieben? Ach ja, besagter Skribent wird in
besagter Publikation von besagtem Spezialisten doch tatsächlich als ... halten
Sie sich jetzt ganz fest fest, liebe Leserin! ... als Unterhaltungsschwein
hingestellt. Nicht zu fassen, nicht wahr! Eine Frechheit, oder finden Sie
nicht? Denn in Wirklichkeit und Wahrheit hält sich Ihr Diener, liebste Leserin,
seit Jahren – und das mit allem Fug und Recht – für nicht weniger als eine ...
ausgewachsene ..., wie soll man sagen? ... eine vollentwickelte ... RAMPENSAU!
Von wegen Unterhaltungsschwein! Verstehen Sie nun Mister Capybaras Wut? Seine
Enttäuschung auch. Oder soll er sich nicht eher dick und fett was darauf
einbilden und vor Freude einmal kräftig pupsen, wenn er als Großferkel des literarischen
Entertainments hingestellt wird, als Obereber des bibliophilen U-Betriebs? Denn
was kann es, ehrlich gesagt, Schöneres geben, als Sie, liebe Leserin, mit
Geschreibsel wie diesem nach Strich, Punkt und Komma zu erfreuen und zu
erheitern, zu belustigen und zu belehren, zuweilen zu belästigen und Ihr Herz
zu beschweren?Denn wie sagte schon
Christian Kracht, als er neulich im Großherzogtum weilte – und der
schwerenötrige Provokateur muss es schließlich wissen: „Eigentlich geht es mir nur
darum, mein Publikum zu unterhalten.“ Des blechernen Capybara-Ordens am Band
für erfolgreichen Forscherbeschiss darf sich das intelligente Bürschchen aus
der Schweiz jedenfalls gewiss sein. Und vielleicht trifft man sich ja mal unter
südamerikanischer Sonne, in der eigentlichen Heimat von unsereins, mit dem
Hintern im stinkenden Sumpf dösend und hochnäsig den großen Feuergott
anhimmelnd.
13. September 2012
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