Und dann hat Roger Manderscheid in seinem Geburtsort Itzig nun auch seinen Platz abbekommen. Angeblich handelt es sich dabei um einen schlichten Parkplatz, der nun aber auch gar nichts mit dem Leben und Werk dieses wohl bedeutendsten luxemburgischen Schriftstellers (und Zeichners) des 20. Jahrhunderts zu tun hat. Zudem ist der Autor auf dem Porträt, das die hoch an einer Fassade befestigte Plakette ziert, leider so gut wie nicht wiederzuerkennen. Schade! „Rosch“ hätte ein ehrenvolleres Andenken verdient gehabt als eine mit Rechtecken bemalte Asphaltfläche. (Das Foto von gh zeigt Manderscheid am 26. Mai 2008 – also fast auf den Tag genau vor fünf Jahren – in Itzig.)
21. Mai 2013
KLATSCH UND TRATSCH AUS DER EINHEIMISCHEN BÜCHERWELT (6): BADENPLAG-FORTSETZUNG
Esch, im herbstlichen Mai. Treue
Leser der wasserschweinischen Postille erinnern sich: Vor rund einem Jahr wurde
in diesen Spalten mehrfach auf die Jeff Baden-Plagiatsaffäre hingewiesen. Nun
liegt das betreffende juristische Gutachten vor. Es führt auf insgesamt acht
Seiten und anhand zahlreicher Beispiele vor, dass es sich bei dem Artikel „Vom
Parnassus bis hinter den Atlantik. Literarisches Schreiben in Luxemburg“,
erschienen in der Nr. 30 des saarländischen Kulturmagazins „Opus“, in der Tat
um ein Plagiat handelt – ein Umstand, der damals, vor einem Jahr und aus nicht
immer offensichtlichen Gründen, von einigen Seiten bezweifelt wurde. In
besagtem „avis juridique“, das an den Verfasser des ursprünglichen Textes
ergangen ist und das der Redaktion der Capybara Gazette integral vorliegt,
heißt es u. a.: „Monsieur Baden ne reprend pas seulement quelques paragraphes
de votre œuvre, mais reprend sa structure et son esprit de manière
systématique. (...) Plusieurs phrases sont rédigées de manière quasi-identique.
(...) La quasi-intégralité de son article suit de manière frappante la
structure de votre œuvre et reprend
votre article en des termes similaires. (...) au vu de ces considérations,
(...) le sieur Baden a (...) violé vos droits d’auteurs.“ Da Badens „Werk“ in
einer saarländischen Publikation veröffentlicht wurde, werden sich demnächst
deutsche Gerichte mit dem Plagiatsfall zu beschäftigen haben.
26. März 2013
KLATSCH UND TRATSCH AUS DER EINHEIMISCHEN BÜCHERWELT (5): HUGO, TSÉ & H2O
Esch, nach dem Schneeregen. Gestatten: Chigüire, Hugo Chigüire. So nannten die Eltern ihren Spross. Nun ja, eine gewisse Sympathie für Chávez selig lassen sich papá und mamá nicht absprechen, aber als ihr hijo geboren wurde, ging vom anderen noch gar keine Rede. Vielleicht hätten sie auch lieber eine Tochter gehabt, aber darüber wurde nie gesprochen. So konnte der kleine Hugo im Land der Bohrtürme, Tafelberge und Wasserschweine prächtig gedeihen und nach und nach seine Liebe zu allem Gedruckten entwickeln. Mit dem Resultat, dass er irgendwann ein Sitzkissen in einer Redaktionsstube durchzuwärmen und mit Kommentaren zu diesen und jenen Absonderlichkeiten in der weiten Wüste der einheimischen Bücherwelt um sich zu schmeißen begann.
Man glaubt gar nicht, wie oft einfache Lohnschreiber davon träumen, als Flugpionier auf einer Lichtung am Rand des Dorfes eines bislang unentdeckten Urwaldstammes zu landen. Und wie sehr sie darauf hoffen, nicht nur dem Stammesältesten, sondern auch seinen hübschesten Töchtern vorgestellt zu werden.
Tsé Katchour! Nein, so heißt nicht der Dschungelgreis und mehrfache Töchtervater, dem Hugo Ch. auf einem seiner Erkundungsflüge begegnete. Tsé Katchour lautet das Pseudonym eines luxemburgischen Diplomaten, der in seiner anscheinend recht großzügig bemessenen Freizeit nicht nur musiziert, sondern auch Erzählungen, Romane, Gedichte und Theaterstücke verfasst. Seine in den Jahren 2009 und 2010 veröffentlichten Werke tragen so besinnliche Titel wie „Staat Sex Amen“, „Europorno“ und „Der Patentonkel im Saufzug“. Auf den Geschmack gekommen? Nun, leider muss interessierten Lesern gebeichtet werden, dass alle diese sicherlich reizvollen Publikationen weder im normalen Buchhandel noch über eines der einschlägigen Online-Versandhäuser erhältlich sind. Nur dies noch: Mit Hilfe der richtigen Suchmaschinen lässt sich das Pseudonym, angeblich eine Anspielung auf ein gewisses Faible für Asiatika des Autors und seine einst aus Russland immigrierte Verwandtschaft mütterlicherseits, relativ problemlos entziffern. Verborgener ist da schon die hiermit nicht länger unter Verschluss gehaltene Information, dass besagter Politologe und Hugo el periodista in früher Jugend dasselbe Dorf bewohnten und jahrelang, wie man hierzulande in etwa sagt, gemeinsam zur Schule kutschiert wurden. Kak sdelat, towarischtsch?
Es ist ebenfalls schon Jahre her. Der Poet aus M. war zu einer Lesung im Wasserwerk von D. eingeladen. Schön und gut. Oder im Nachhinein eher: kein Wein und große Kacke. Zwar hatte ein bisschen Publikum herbeibemüht, und weil es draußen wie drinnen so arschkalt war und alle ihren dicken Mantel anbehielten, sahen die Zuschauerreihen doppelt so gut gefüllt aus, wie sie es tatsächlich waren. Mit der üblichen halben Stunde Verspätung ging’s los. Und mit einem Fauxpas der schlimmsten Sorte. Als nämlich die vom Veranstalter gebuchte Präsentierdame den Gast aus dem fernen M. vorstellen sollte, entfiel ihr bei ihrer pompösen Einleitung mit einem krachenden Wrrrummms dessen Name. Äh, öh, eeh, hhmm ... also ... hier bei uns ... im CO2 ... äh ... H2O ... Herr Ch., sorry, Herr Tsé oder ... mmmhh ... Zeh ... mh ... aus ... äh ... äh ... heute mit seinem neuesten Werk zu dieser ... mmhh ... Vorlesung ... was uns natürlich sehr freut! Den Schreiberling weniger. Man sollte gar nicht meinen, wie viel diese Kerle schlucken können in so einem Pötenläbbe.
Man glaubt gar nicht, wie oft einfache Lohnschreiber davon träumen, als Flugpionier auf einer Lichtung am Rand des Dorfes eines bislang unentdeckten Urwaldstammes zu landen. Und wie sehr sie darauf hoffen, nicht nur dem Stammesältesten, sondern auch seinen hübschesten Töchtern vorgestellt zu werden.
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Tsé Katchour! Nein, so heißt nicht der Dschungelgreis und mehrfache Töchtervater, dem Hugo Ch. auf einem seiner Erkundungsflüge begegnete. Tsé Katchour lautet das Pseudonym eines luxemburgischen Diplomaten, der in seiner anscheinend recht großzügig bemessenen Freizeit nicht nur musiziert, sondern auch Erzählungen, Romane, Gedichte und Theaterstücke verfasst. Seine in den Jahren 2009 und 2010 veröffentlichten Werke tragen so besinnliche Titel wie „Staat Sex Amen“, „Europorno“ und „Der Patentonkel im Saufzug“. Auf den Geschmack gekommen? Nun, leider muss interessierten Lesern gebeichtet werden, dass alle diese sicherlich reizvollen Publikationen weder im normalen Buchhandel noch über eines der einschlägigen Online-Versandhäuser erhältlich sind. Nur dies noch: Mit Hilfe der richtigen Suchmaschinen lässt sich das Pseudonym, angeblich eine Anspielung auf ein gewisses Faible für Asiatika des Autors und seine einst aus Russland immigrierte Verwandtschaft mütterlicherseits, relativ problemlos entziffern. Verborgener ist da schon die hiermit nicht länger unter Verschluss gehaltene Information, dass besagter Politologe und Hugo el periodista in früher Jugend dasselbe Dorf bewohnten und jahrelang, wie man hierzulande in etwa sagt, gemeinsam zur Schule kutschiert wurden. Kak sdelat, towarischtsch?
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Es ist ebenfalls schon Jahre her. Der Poet aus M. war zu einer Lesung im Wasserwerk von D. eingeladen. Schön und gut. Oder im Nachhinein eher: kein Wein und große Kacke. Zwar hatte ein bisschen Publikum herbeibemüht, und weil es draußen wie drinnen so arschkalt war und alle ihren dicken Mantel anbehielten, sahen die Zuschauerreihen doppelt so gut gefüllt aus, wie sie es tatsächlich waren. Mit der üblichen halben Stunde Verspätung ging’s los. Und mit einem Fauxpas der schlimmsten Sorte. Als nämlich die vom Veranstalter gebuchte Präsentierdame den Gast aus dem fernen M. vorstellen sollte, entfiel ihr bei ihrer pompösen Einleitung mit einem krachenden Wrrrummms dessen Name. Äh, öh, eeh, hhmm ... also ... hier bei uns ... im CO2 ... äh ... H2O ... Herr Ch., sorry, Herr Tsé oder ... mmmhh ... Zeh ... mh ... aus ... äh ... äh ... heute mit seinem neuesten Werk zu dieser ... mmhh ... Vorlesung ... was uns natürlich sehr freut! Den Schreiberling weniger. Man sollte gar nicht meinen, wie viel diese Kerle schlucken können in so einem Pötenläbbe.
23. März 2013
KLATSCH UND TRATSCH AUS DER EINHEIMISCHEN BÜCHERWELT (4): MIT FROTZELN IST LEICHT PROTZELN
Esch, erneut im Schnee. Kollege Chigüire sieht sich gezwungen, sich wiederum in seinem Hoody zu verkriechen, sich mit großflächig ausgebreitetem Zeitungspapier vor der Kälte zu schützen und das Radio einzuschalten, damit das sodann aufblinkende Lämpchen der nächsten Umgebung etwas Wärme spendet.
So kommt es, dass der Feuilletonmann der nach wie vor viel zu selten gelesenen „Capybara Gazette“ soeben auf einen erstaunlichen Artikel über die luxemburgische Präsenz bzw. Nicht-Präsenz auf den diversen Buchmessen dieser Tage gestoßen ist. Gut gebrüllt, cher Gaston C.! Endlich einmal ein Kulturjournalist, der sich die Mühe machte, die diversen Parteien des seit Jahren anhaltenden Geplänkels zu kontaktieren und zu Wort kommen zu lassen, die Zahlen und sonstigen Fakten sauber auszubreiten und Tacheles zu reden. Beendet sind die mal substanziellen, mal lächerlich anmutenden Gefechte zwischen den Verlegern und dem zuständigen Ministerium dadurch zwar noch lange nicht. Aber zumindest ist eine auch noch für den dumpfsten Leser verständliche Zwischenbilanz gezogen. Nicht wenig in einer Situation, in der das Dialogieren auch künftig nicht einfacher zu werden droht.
Aus den Radiolautsprechern freilich, an die Kollege Chigüire vorhin sein eiskaltes Ohr schmiegte, dröhnten weit unsympathischere Töne. Nicht nur, dass die 100,7-Mitarbeiterin Sylvie F. besagte Nicht-Präsenz in einem süffisanten Nebensatz abkanzelte, ohne erhellenden Kommentar, ohne das geringste Bemühen, nach den Ursachen und Gründen für diesen und jenen Tatbestand zu suchen. Nein, es kam noch schlimmer. Schon seit geraumer Zeit ist es in nicht wenigen einheimischen Medien nämlich üblich, Autoren, Verleger und damit indirekt auch die Käufer von den ohnehin viel gescholtenen „Wanderführern“ und „Kochbüchern“ regelrecht zu verunglimpfen. So geschehen auch neulich wieder, im Merscher Haus der Literatur, wo der Verlag Op der Lay sein zwanzigjähriges Jubiläum feierte. Bei dieser, in besagter Radiosendung ausführlich dokumentierten Gelegenheit verstieg sich Gollo S., der Verlagsgründer, zu der gewagten und durch nichts zu beweisenden Behauptung, dass ohne die seit Jahren fließenden Zuschüsse des Fonds culturel national (Focuna) hierzulande schon lange keinerlei schöngeistigen Werke, sondern nur noch künstlerisch angeblich weitgehend wertlose Druckerzeugnisse rund ums Spaziergehen, Essen und Trinken herausgegeben würden. Für sein eigenes Öslinger Haus mag es ja stimmen, dass ohne die regelmäßigen Geldspritzen aus dem Staatssäckel der Bettel längst hingeschmissen worden wäre. Aber wie kommt Gollo S. dazu, diese recht einfältige Haltung auf andere Mitstreiter zu übertragen? Ich kenne etliche Verlage, die noch nie aus der Focuna-Quelle getränkt und beschenkt wurden, die dennoch seit Jahr und Tag Romane, Erzählungen, Kinderbücher, Fotobände etc. veröffentlichen, deren Qualität denen aus Gollos Werkstatt in nichts nachstehen, und die, eben weil sie keine Unterstützung von staatlicher Seite zu erwarten haben, mit publikumsträchtigen Best- und Longsellern ein anspruchsvolles literarisches Programm finanzieren. Was soll daran so schlimm, so verdammenswert sein?
Viel bedenklicher erscheint, dass in Sachen Buch- und Literaturpolitik hierzulande viel zu häufig „à la tête du client“ gehandelt, gefördert oder abgelehnt wird, ohne jegliche Transparenz, ohne Konzept, ohne Begründung und Rechtfertigung. Wann kommt der Tag, an dem der Focuna seine Konten öffentlich macht? Der Moment, an dem publik wird, welcher Verlag, welcher Autor, welcher Übersetzer, welche Vereinigung mit welchen Beträgen und mit welchen Zielen unterstützt wird?
Wie von wie immer bestens unterrichteten Klatschbasen und Tratschtanten – auch die CG, zumal diese Kolumne, kommt nicht ohne Informanten, Zuflüsterer und Agentenhilfe aus – zu erfahren war, wird der bislang gängigen Förderpraxis demnächst der Garaus gemacht werden. Muss dann damit gerechnet werden, dass bei Op der Lay & Co. endgültig die Lichter ausgehen? Oder dass auch die bisherigen Nutznießer der völlig undurchsichtigen Unterstützungsmethoden, wie ihre gewöhnlichen Mitbewerber, fortan auf eigene Mittel angewiesen sein und in Zukunft ebenfalls Reiseführer und Rezeptsammlungen auf den Markt werfen werden. Darauf darf man sich freuen. Dann wird endlich mit vergleichbaren Waffen gefochten, und niemand mehr muss ständig mit versteckten Fouls und sonstigen Nickeligkeiten von der Konkurrenz rechnen.
So kommt es, dass der Feuilletonmann der nach wie vor viel zu selten gelesenen „Capybara Gazette“ soeben auf einen erstaunlichen Artikel über die luxemburgische Präsenz bzw. Nicht-Präsenz auf den diversen Buchmessen dieser Tage gestoßen ist. Gut gebrüllt, cher Gaston C.! Endlich einmal ein Kulturjournalist, der sich die Mühe machte, die diversen Parteien des seit Jahren anhaltenden Geplänkels zu kontaktieren und zu Wort kommen zu lassen, die Zahlen und sonstigen Fakten sauber auszubreiten und Tacheles zu reden. Beendet sind die mal substanziellen, mal lächerlich anmutenden Gefechte zwischen den Verlegern und dem zuständigen Ministerium dadurch zwar noch lange nicht. Aber zumindest ist eine auch noch für den dumpfsten Leser verständliche Zwischenbilanz gezogen. Nicht wenig in einer Situation, in der das Dialogieren auch künftig nicht einfacher zu werden droht.
Aus den Radiolautsprechern freilich, an die Kollege Chigüire vorhin sein eiskaltes Ohr schmiegte, dröhnten weit unsympathischere Töne. Nicht nur, dass die 100,7-Mitarbeiterin Sylvie F. besagte Nicht-Präsenz in einem süffisanten Nebensatz abkanzelte, ohne erhellenden Kommentar, ohne das geringste Bemühen, nach den Ursachen und Gründen für diesen und jenen Tatbestand zu suchen. Nein, es kam noch schlimmer. Schon seit geraumer Zeit ist es in nicht wenigen einheimischen Medien nämlich üblich, Autoren, Verleger und damit indirekt auch die Käufer von den ohnehin viel gescholtenen „Wanderführern“ und „Kochbüchern“ regelrecht zu verunglimpfen. So geschehen auch neulich wieder, im Merscher Haus der Literatur, wo der Verlag Op der Lay sein zwanzigjähriges Jubiläum feierte. Bei dieser, in besagter Radiosendung ausführlich dokumentierten Gelegenheit verstieg sich Gollo S., der Verlagsgründer, zu der gewagten und durch nichts zu beweisenden Behauptung, dass ohne die seit Jahren fließenden Zuschüsse des Fonds culturel national (Focuna) hierzulande schon lange keinerlei schöngeistigen Werke, sondern nur noch künstlerisch angeblich weitgehend wertlose Druckerzeugnisse rund ums Spaziergehen, Essen und Trinken herausgegeben würden. Für sein eigenes Öslinger Haus mag es ja stimmen, dass ohne die regelmäßigen Geldspritzen aus dem Staatssäckel der Bettel längst hingeschmissen worden wäre. Aber wie kommt Gollo S. dazu, diese recht einfältige Haltung auf andere Mitstreiter zu übertragen? Ich kenne etliche Verlage, die noch nie aus der Focuna-Quelle getränkt und beschenkt wurden, die dennoch seit Jahr und Tag Romane, Erzählungen, Kinderbücher, Fotobände etc. veröffentlichen, deren Qualität denen aus Gollos Werkstatt in nichts nachstehen, und die, eben weil sie keine Unterstützung von staatlicher Seite zu erwarten haben, mit publikumsträchtigen Best- und Longsellern ein anspruchsvolles literarisches Programm finanzieren. Was soll daran so schlimm, so verdammenswert sein?
Viel bedenklicher erscheint, dass in Sachen Buch- und Literaturpolitik hierzulande viel zu häufig „à la tête du client“ gehandelt, gefördert oder abgelehnt wird, ohne jegliche Transparenz, ohne Konzept, ohne Begründung und Rechtfertigung. Wann kommt der Tag, an dem der Focuna seine Konten öffentlich macht? Der Moment, an dem publik wird, welcher Verlag, welcher Autor, welcher Übersetzer, welche Vereinigung mit welchen Beträgen und mit welchen Zielen unterstützt wird?
Wie von wie immer bestens unterrichteten Klatschbasen und Tratschtanten – auch die CG, zumal diese Kolumne, kommt nicht ohne Informanten, Zuflüsterer und Agentenhilfe aus – zu erfahren war, wird der bislang gängigen Förderpraxis demnächst der Garaus gemacht werden. Muss dann damit gerechnet werden, dass bei Op der Lay & Co. endgültig die Lichter ausgehen? Oder dass auch die bisherigen Nutznießer der völlig undurchsichtigen Unterstützungsmethoden, wie ihre gewöhnlichen Mitbewerber, fortan auf eigene Mittel angewiesen sein und in Zukunft ebenfalls Reiseführer und Rezeptsammlungen auf den Markt werfen werden. Darauf darf man sich freuen. Dann wird endlich mit vergleichbaren Waffen gefochten, und niemand mehr muss ständig mit versteckten Fouls und sonstigen Nickeligkeiten von der Konkurrenz rechnen.
21. März 2013
KLATSCH UND TRATSCH AUS DER EINHEIMISCHEN BÜCHERWELT (3): GEBT DEM MANN DOCH EIN MEDIKAMENT!
Esch, zum Frühlingsbeginn, aber was muss Kollege Chigüire, unser stets wachsamer Feuilleton-Redakteur, da lesen? Luc Spada, DIE Hoffnung der luxemburgischen Gegenwartsliteratur SCHLECHTHIN, ist von heftigem „Unwohlsein“ befallen. Deswegen trägt sein neuestes Werk im Titel wohl auch das unschöne Wort „Abführung“. Weiß denn niemand dem Mann zu helfen? Heutzutage gibt es doch Tabletten für alles. Früher wurden auch sogenannte „lavements“ durchgeführt, falls das Unwohlsein auf Verstopfung zurückzuführen war und kein anderer „Ausweg“ erfolgversprechend schien. Stattdessen wird der Unglückliche in den kommenden Wochen auch noch auf internationale Lesetournee geschickt! Anstatt, dass er mal ein Weilchen das Bett hütet und unter (weiblicher?) Obacht zu Linderung seiner Übel findet. Ruhig, Luc! Hab Geduld! Kollege Chigüire wird sich in aller Freundschaft um deinen schweren Fall kümmern, der entsprechende Auftrag wurde ihm schon erteilt, gerade rennt er voller Tatendrang zur Tür der von ätzendem Zigarettenrauch vernebelten Redaktionsstube hinaus.
PS: Musste sein Verlag eigentlich schon für die entsprechende Pressemitteilung im heutigen Tageblatt blechen? Und welche Belohnung darf Delia Pifarotti erwarten, die im selben Tageblatt von heute für eine anthropologische Sensation sondergleichen sorgt. Besagte Schreiberin stellt in einem Interview nämlich fest, dass der Gitarrist Joe Bonamassa unlängst „mit keltischen Musikern gespielt“ hat! Dass es Überlebende dieses Stammes überhaupt noch gibt! Und dass sie obendrein nichts Besseres zu tun haben, als zu musizieren!
PS: Musste sein Verlag eigentlich schon für die entsprechende Pressemitteilung im heutigen Tageblatt blechen? Und welche Belohnung darf Delia Pifarotti erwarten, die im selben Tageblatt von heute für eine anthropologische Sensation sondergleichen sorgt. Besagte Schreiberin stellt in einem Interview nämlich fest, dass der Gitarrist Joe Bonamassa unlängst „mit keltischen Musikern gespielt“ hat! Dass es Überlebende dieses Stammes überhaupt noch gibt! Und dass sie obendrein nichts Besseres zu tun haben, als zu musizieren!
20. März 2013
"LËTZEBUERGER LÉIWEN"
haut am spéiden nomëtteg an der librairie diderich zu esch: präsentatioun vum nico helminger sengem neie roman iwwert déi turbulent 70er joeren. op der foto ze bewonneren: den auteur (lénks) a säin editeur (riets) no enger fatzeger diskussioun iwwert d’national buch- a literaturpolitik.
KLATSCH UND TRATSCH AUS DER EINHEIMISCHEN BÜCHERWELT (2): COPY AND PASTE
Esch im Regen. Das originellste Buch auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse war, laut Süddeutsche Zeitung, das, welches am konsequentesten auf Originalität verzichtet. Ein Buch bestehend aus genau 2.857 Zitaten, von Dante bis Joyce, von Shakespeare bis Tolstoi, von Cervantes bis Brecht. „Sieht so der virtuos wie originell gefügte Endpunkt der Literatur aus?“, fragt der Lektoratspoet des Verlags in seiner Ankündigung bang. Um gleich stolz zu behaupten: „O. T. fügt der Diskussion um copy und paste, um Originalität und Autorschaft eine neue Facette hinzu.“
„O. T.“? Ja, so heißt das Werk. „O. T.“ für „Ohne Titel“ – eine in der bildenden Kunst durchaus gebräuchliche Kennzeichnung von Bildern, Skulpturen aller Art. Von der Seite kommt dann auch die Verfasserin, die bildende Künstlerin U. D. Bauer, die tatsächlich existiert/existieren soll.
„O. T.“, ein Buch, das, so der Kritiker aus Bayern, „die Leselust über Stunden, Tage, Jahre hinweg“ trägt, wurde demnach – aller Wahrscheinlichkeit nach – nicht von einem luxemburgischen Autor, Kritiker oder Unidozenten zusammengeklebt. Aber man weiß ja nie ...
„O. T.“? Ja, so heißt das Werk. „O. T.“ für „Ohne Titel“ – eine in der bildenden Kunst durchaus gebräuchliche Kennzeichnung von Bildern, Skulpturen aller Art. Von der Seite kommt dann auch die Verfasserin, die bildende Künstlerin U. D. Bauer, die tatsächlich existiert/existieren soll.
„O. T.“, ein Buch, das, so der Kritiker aus Bayern, „die Leselust über Stunden, Tage, Jahre hinweg“ trägt, wurde demnach – aller Wahrscheinlichkeit nach – nicht von einem luxemburgischen Autor, Kritiker oder Unidozenten zusammengeklebt. Aber man weiß ja nie ...
KLATSCH UND TRATSCH AUS DER EINHEIMISCHEN BÜCHERWELT (1): PLAGIATE, PSEUDONYME, ZITATE
Esch an Belval. Wäre der schöne Titel nicht schon seit Ewigkeiten für Pooh und seinen Lohnschreiber Harry Rowohlt reserviert, so würde Mister Chigüire diese seine neue Kolumne liebend gerne „Meinungen eines Wasserschweins von sehr geringem Verstand“ überschreiben. Aber wer will schon „Jeff Baden“ geschimpft werden? Nun, auch Nico Valentin ist noch immer nicht entlarvt. Sein Verleger aus dem hohen luxemburgischen (oder Luxemburger? CNL, bitte hilf!) Norden verrät lediglich, dass es sich um einen durchaus gestandenen Autor mit publizistischer Vorgeschichte handelt, und hüllt sich ansonsten in gollohaftes Schweigen. Mit dem Resultat, dass mehrere potenzielle Pseudonymisten, auch sie ausgewachsene Mannsbilder, sich gegenseitig der Urheberschaft bezichtigen. Und wenn sich am Ende und als Konsequenz der längst wieder abgeflauten Altherrenwitze-Diskussion eine „Nicole“ hinter dem offensichtlich vielgereisten und antik-affinen Nico verbirgt? Mr. C. jedenfalls teilt den Verdacht nicht, der darauf beruht, dass die anvisierte Dame nur deshalb „Epidauros“ in die titelgebende Kurzgeschichte geschmuggelt hat, weil sie auch im richtigen Leben eine gewisse Zuneigung zu Griechenland hegt.
Deshalb rasch zu einem anderen Maulzerreißer: Luxemburg war dieses Jahr NICHT auf der Leipziger Buchmesse vertreten! Außer ein paar Unverbesserlichen scheint das niemanden zu interessieren. Schon gar nicht unsere ach so hippen Kulturjournalistinnen und -journalisten, die – bis auf eine einzige randnotizhafte Ausnahme – diesen für die hiesige Kulturpolitik mehr als beschämenden Umstand weder zur Kenntnis noch zum Anlass irgendeines Kommentars oder einer anderen publizistischen Aufarbeitung genommen haben. Haben sie’s überhaupt bemerkt? (Und wo steckt eigentlich Daniel Conrad, der sich vor ewigen Zeiten wenigstens ein paar Mal in die Täler und Sümpfe, auf die Um- und Abwege der nationalen Buchlandschaft wagte?) Nicht einmal die Ministerin scheint ihren doch angeblich so geschätzten Leipzig-Trip vermisst zu haben. Stattdessen gab sie sich für ein Foto in einer ziemlich menschenleeren Kneipe mitten in den transsilvanischen Bergen und Wäldern her. Dort, im fernen Rumänien, fand unlängst offenbar – auch dafür gibt es nur wenige handfeste Beweise aus unseren angeblich doch so rührigen Redaktionen – ein Festival mit kulturellen Highlights aus dem fernen Großherzogtum statt, zusammengestellt von einer Firma, die sich gleich mal selbst engagierte, vermutlich aus Gründen der Kostenersparnis.
Noch Fragen? Klar doch. Zum Beispiel die nach der Art von Auftritt, der dieses Jahr auf der Frankfurter Buchmesse geplant ist?
Und ob eigentlich auch Bücher, Autoren und Literatur, wenigstens im weitesten Sinn, in der neuen samstäglichen Kultursendung „Artbox“ auf RTL vorkommen?
Das nasse Schwein jedenfalls freut sich: So bald wird ihm der Klatsch-und-Tratsch-Stoff nicht ausgehen. Doch bevor es weiterquiekt, bemüht es sich erst einmal auf Facebook um die Freundschaft von Winnie-the-Pooh. Zweimal geringer Verstand ist jedenfalls besser als nur einmal geringer Verstand, oder etwa nicht, liebe ... hicks ... Schleck-Brüder.
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